Forciertes Atmen in der Psychotherapie

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Forciertes Atmen in der Psychotherapie: Ein Überblick über Forschung und Praxis

Einleitung

Forciertes Atmen wird seit den Arbeiten von Wilhelm Reich in den 1970er-Jahren als Bestandteil körperorientierter Psychotherapien eingesetzt. Methoden wie Holotropes Atmen (Grof, 1988; Watjen, 2014) und Rebirthing (Orr & Ray, 1977; Jones, 1983) nutzen ebenso diese Technik wie „neoreichianische“ Körpertherapien (Lowen, 1975; Baker, 1976; Petzold, 1977; Janov, 1996; Zimbroff & Hartmann, 1999).

Während die psychotherapeutische Anwendung gut dokumentiert ist, fehlen bis heute umfassende physiologische Untersuchungen zu den Wirkmechanismen des forcierten Atmens. Eine Ausnahme bildet die Studie von Cervantes und Puente (2014), die im Rahmen des Holorenic Breathwork eine Erhöhung der Herzratenvariabilität (HRV) sowie eine Reduktion von Angstwerten nachweisen konnte.

Auch in der Verhaltenstherapie – insbesondere bei der Behandlung von Angststörungen (Teegen, 1985; Clark & Salkovsky, 1985; Margraf et al., 1990) – wurde forciertes Atmen eingesetzt, jedoch bislang nicht als eigenständiger Therapiebaustein physiologisch untersucht.

Die Lancet Psychiatry Commission betont die Bedeutung solcher Forschung:
„Warum ist es wichtig, die Mechanismen psychologischer Behandlungen zu verstehen? Ohne dieses Wissen bleiben Wege zur Weiterentwicklung und Präzisierung von Interventionen eingeschränkt.“ (Lancet, Vol. 5, März 2018, S. 243)

Atemzentrierte Entspannung – eine neue Perspektive

Eine spezielle Technik, die Atemzentrierte Entspannung (Pohler, 1989), nutzt forciertes Einatmen im Brustbereich, um rasch eine tiefe Entspannung zu erreichen. Da bisher nur wenige Publikationen vorliegen, wurde eine Untersuchung mit 20 gesunden Probanden durchgeführt (Nonn & Pohler).
Die Methode wurde anhand von zwei Fragebögen sowie Messungen der HRV und der Hautleitfähigkeit evaluiert – vor, während und nach der Anwendung. Die Ergebnisse zeigen signifikante Verbesserungen in Bezug auf Entspannung und subjektives Wohlbefinden.

Fazit

Forciertes Atmen ist mehr als eine historische Technik – aktuelle Studien und neue Ansätze wie die Atemzentrierte Entspannung weisen auf ein hohes Potenzial für Stressreduktion, Angstbewältigung und psychophysiologische Regulation hin. Weitere Forschung ist notwendig, um die Mechanismen besser zu verstehen und die Anwendung in der Psychotherapie zu optimieren.

Weiterführende Informationen

Für alle, die tiefer in die wissenschaftlichen Hintergründe einsteigen möchten, hier der Link zur Studie.

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